Haflinger

Bevor ich (eigentlich für meinen Sohn) im Jahre 1996 einen Haflinger kaufte, wäre ich nie auf die Idee gekommen, daß ich von diesen blonden Dickschädeln nicht mehr wegkomme. Wer einmal auf den Haflinger-Geschmack gekommen ist, der wird wohl nie wieder ein Pferd reiten wollen, welches immer das tut, was dem Reiter grad in den Sinn kommt, ohne daß darüber „diskutiert“ wird, ob das Futter im Stall jetzt vielleicht nicht doch erstmal wichtiger ist, oder ob das oberste Gebot „….mit Trense im Maul fressen wir nicht….“ nicht doch irgendwie umgangen werden könnte. Es klappt zwar im Grunde seltenst (so sollte es zumindest sein), aber probieren kann man ja doch mal, ob Frauchen nicht vielleicht mal unachtsam ist, oder? Und wer will schon ein Pferd, das nie versucht seinen Willen durchzusetzen? Oder welches dann im Stall bleibt wenn es soll? Es wäre doch wirklich das langweiligste von der Welt, wenn man nicht immer alle Riegel und Sicherungen vormachen müßte, weil der Hafi mit 100 % Sicherheit weiß, wenn man einen vergessen hat.

Das hört sich jetzt erstmal sehr negativ an – ist es aber in keinster Weise – weil das alles die Intelligenz dieser Tiere zeigt. Haflinger sind keine Pferde, die kopflos durchgehen. Das heißt natürlich nicht, daß Haflinger nicht durchgehen … aber: sie halten vor gefährlichen Stellen wieder an! Halfinger denken mit, bewahren sich ihren eigenen Charakter und passen sich nicht bis zur Selbstaufgabe an Ihren Menschen an. Und genau das mag ich an ihnen: sie haben CHARAKTER!

Rasse Haflinger

Herkunft Südtirol

Ursrpungszuchtbuch Associazone Nazionale Cavallo Razza Avelignese, Viale Lavagnini n. 4, 50129 Firenze, Italien

Größe 138 cm – 148 cm

Farben Fuchs; helles Langhaar; Abzeichen am Kopf zulässig; Abzeichen an den Beinen und Stichelhaar unerwünscht

Gebäude Kopf

kurz, trocken; breite Stirn; leicht konkave Profillinie; Ganaschen genügend weit; großes, klares Auge

Hals

genügend langer Hals; leicht im Genick

Körper

Rechteckformat; gut ausgeprägter Widerrist; längsovale Rippung; lange, breite, gut bemuskelte, leicht abgezogene Kruppenpartie

Fundament

trocken, korrekt; harte, nicht zu flache Hufe
Bewegungsablauf korrekte, raumgreifende Gänge mit gutem Schub aus der Hinterhand

Einsatzmöglichkeiten Reiten und Fahren für Erwachsene und Kinder; auch zum Westernreiten geeignet

Charakter

edel, gutmütig, leistungsbereit, genügsam.

Sonstiges

Zuchtbuch geschlossen; Zuchtmethode Reinzucht
Brandzeichen in Baden-Württemberg: Edelweiß mit Punkt

Historie des Haflingers

Die Vorläufer des heutigen Haflingers mussten sich als kleinwüchsiger Landschlag in den kargen Hochlagen der Tiroler Alpen behaupten. Erst vor 150 Jahren gibt es in der Literatur Hinweise zu diesem Gebirgspferd. Es wird beschrieben als kleines, leichtfüßiges Saumpferd der Alpentäler zwischen Sarn und Etsch in Südtirol, dessen Aufgabe es war, den Bauern als Trag- und Zugtier zu dienen. Seine Trittsicherheit und seine Balance selbst auf schwierigen Gebirgspfaden führte dazu, dass im vergangenen Jahrhundert durch Einkreuzung von orientalischen Hengsten eine Vergrößerung angestrebt wurde, um das Pferd zum vielseitigeren Gebrauch umzuwandeln, ohne auf die erwünschten Eigenschaften der Bergeignung zu verzichten. Das Hochplateau Hafling bei Meran gab diesem Pferd seinen Namen. Als Stammvater der Rasse gilt der Halborientale „Folie 14“, der um 1875 in Südtirol eingesetzt war und über seine Nachkommen die heutige Haflingerzucht nachhaltig beeinflusste.

Schon bald dehnte sich die Population über das gesamte österreichische und deutsche Alpengebiet aus, nicht zuletzt durch die spezielle Förderung durch die Gebirgstruppen, die den Haflinger neben Mulis als trittsichere Tragpferde zu schätzen wussten. Intensive Bemühungen zur Gewinnung neuer Märkte unterstützten die Vergrößerung der Zuchten, vor allem in der Bundesrepublik Deutschland. Neben Bayern und Baden-Württemberg waren es in Westdeutschland die Westfalen und die Nordhessen, die sich für die Haflinger-Zucht entschieden. Auch in Thüringen und Sachsen, später auch in der Gesamtregion der früheren DDR, wurd die Haflingerzucht staatlich gefördert.

Inzwischen eroberte sich dieses vielseitige Familienpferd nicht nur die gesamte Bundesrepublik Deutschland, sondern forciert von dem in Nordtirol agierenden Zuchtverband, auch eine weltweite Position. Die Haflingerrasse ist inzwischen zur größten Pony- und Kleinpferdepopulation in Deutschland angewachsen. Mittlerweile werden in allen Bundesländern Haflinger gezüchtet. Da sich die durch Gutmütigkeit und gute Lern- und Leistungsbereitschaft sowie durch Robustheit gegenüber der Umwelt auszeichnen, werden Haflinger als das typische Familien- und Freizeitpferd genutzt. Die Einsatzmöglichkeiten sind sehr vielfältig: als Reit- oder Wagenpferd für Erwachsene und Kinder bis zu kleineren Turniereinsätzen im Dressur- oder Springsport reicht die Palette. Zunehmend finden sie auch Verwendung in Ferienbetrieben für Kinder oder als Therapiepferde. Neuerdings wurden sie auch für das Westernreiten entdeckt.

Quelle: FN Abt. Zucht